Ärger mit Früchten Michael Lange Nur ausnahmsweise dürfen meine Kakteen Früchte ansetzen. Das war schon immer so. Zum einen, weil viele meiner Nachzuchten noch klein sind und nur spärlich zur Blüte kommen. Zum anderen, weil ich dann diese Blüten i.d.R. aus botanischen Gründen zerteile. Doch in besonderen Fällen bemühe ich mich sehr um die Bestäubung einzelner Blüten, um dort, wo der allgemeine Kenntnisstand gering ist oder mein Fotoarchiv Lücken aufweist, auszuhelfen; so auch hier! In den letzten Jahren habe ich dem allgemeinen Trend folgend, auch einige Pektinaten in meine Sammlung integriert. Glücklicherweise waren darunter blühwillige E. pectinatus subsp. wenigeri, sodass hier einige Bilder des „Langtry Hedgehog Cactus“ vorgestellt und diskutiert werden können. Optimal wäre freilich ein Fotovergleich mit Vertretern aus allen bekannten Heimatbezirken. Der Typstandort nahe Langtry im Val Verde County (Texas) ist in Kultur vor allem durch Nachzuchten der Feldnummern HK 1280 und SB 380 belegt. Zu meinem Ärgernis besitze ich von beiden weder Pflanzen noch Fotos. Jedoch kann man bei REICHEL (2016) Blütenfotos vom Standort sehen. Vom Frucht-Fotomaterial, welches BLUM (2016: 43) publiziert, illustriert die rechte Abbildung eine Pflanze mit Ursprung nahe Langtry, Val Verde County. Es stellt also wichtiges Vergleichsmaterial aus der Region des Typvorkommens dar. Vom Kinney und vom Sutten County sind momentan keine Fotobelege greifbar. Das wären mal lohnende Ziele für die unermüdlichen Feldforscher, unerschrockenen Sandkriecher und wagemutigen Hangrutscher unter uns. Vergleicht man die vorliegenden Daten und die bei POWELL et al. (2008: 149) publizierte Verbreitung, darf man außerdem noch Vorkommen in der südwestlichen Ecke des Edwards County vermuten. Die Online-Recherche hat für das Brewster County zunächst einen Treffer mit Abbildung ergeben (http://davesgarden.com/gu ide s /pf / showimage /275099/). Bei diesem sowie allen hier nur genannten Vorkommen wäre ein aktueller Standortnachweis sicher von allgemeinem Interesse, denn es ist wichtig, dieses besondere Florenelement für möglichst viele Counties in Texas regelmäßig nachzuweisen, um überall dort auch seinen Schutz und Erhalt zu unterstützen. Aus dem Crockett County sind diesbezüglich drei Hinweise bekannt: die Katalognummer NM 1053 (vgl. FRANK 1997: 20), die aktuelle Offerte des JRT 441 (Jeff R. Thompson) bei Mesa Garden (#227.8) und ein Herbarbeleg in Zürich (ZSS 19332). Aber erst mit den mexikanischen Vorkommen wird es richtig spannend! Hier konnte ich offensichtlich einen Glücksgriff bei meinem letzten Besuch in Michael Kießlings Gärtnerei landen. Ein dort erworbener Zögling von DJF 57.03 (Muzquiz) blühte zwischenzeitlich und wurde mit anderen Echinocereen bestäubt. Leider hat sich nur so etwas wie eine Scheinfrucht gebildet, denn es sind kaum Samen entwickelt. Allerdings ist die Farbe der Frucht ein Hammer und man darf, ja muss über den Hintergrund spekulieren. Ist es ein Ausreißer oder ist die bei Scheinfrüchten oft ungewöhnlich lange Reifezeit die Ursache? Oder ist dieser Sämling eine Kulturhybride? Ich versuche diese Fragestellung nächste Saison weiter zu vertiefen, möchte aber alle Besitzer von Pflanzen identischer Herkunft hiermit bitten, diesem Phänomen ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Leider fehlt mir hier auch der Vergleich zu Früchten anderer Nachzuchten aus Coahuila (z. B. SB 1537 oder SB 1889). Es gibt also noch einiges zu tun, auch Echinocereus pectinatus subsp. wenigeri bleibt interessant … besonders bezüglich seiner Fruchtfarben. Quellen: http://davesgarden.com/guides/pf/showimage/275099/ http://www.mesagarden.com/c2015.html BLUM, W. (2016): Echinocereus pectinatus und seine Unterarten – Ecf. 29 (1): 3 – 56 FRANK, G. R. W. (1997): Die Echinocereus pectinatus-Echinocereus dasyacanthus-Gruppe. – Ecf. 10 (Jubiläums-Sonderausgabe) REICHEL, W. (2016): Synchronisiertes Blühverhalten: eine Kakteensuche mit Überraschungen. – Ecf 29(1): 57 – 59 POWELL, M. A., WEEDIN, J. F. & POWELL, S. A. (2008): Cacti of Texas. – Texas Tech University Press Lubbock, Texas Michael.Lange@ag-echinocereus.de