Im November 2013 jährte sich der Todestag von Günther Pichler. Als Gründungsmitglied der AG Echinocereus, Autor in vielen frühen Ausgaben unseres Echinocereenfreundes und als Referent und Diskussionspartner haben wir einen „Aktivposten“ verloren, wenn er auch seit einigen Jahren nicht mehr Mitglied bei uns war. Das Redaktionsteam erreichte ein Manuskript von Rudolf Poßnitz, welches in farbenfroher Sprache den Humor reflektiert, der vielen Tagungsteilnehmern aus den lebhaften Diskussionen mit Günther Pichler noch vertraut ist. Ich selbst habe ihn und seine Gattin Traude in Hamburg 2006 und zuletzt im April 2012 besucht. Wenn auch die schriftliche Hinterlassenschaft, seine PG-Liste von über 20 Jahren Feldläufertum, mit entsprechender Toleranz gegenüber der verwendeten Nomenklatur gelesen werden muss, so sind die enthaltenen Schilderungen der Fundsituationen und der Funde per se durch die vielen dokumentierten Details lesenswert. Sie werden uns an unseren Echinocereen-Freund Günther Pichler eine lebhafte Erinnerung bewahren. Auch der folgende Bericht führt anhand weniger Reisetage vor Augen, welche kleinen Abenteuer man noch in unserer Zeit in schlecht erschlossenen Landesteilen Mexikos erleben kann. M. Lange, Redaktionsteam Mit Günther Pichler in Sonora Rudolf Poßnitz Montag, 16. März 1998, der 17. Fahrtag: von Bahia Kino zur Isla Tiburon. „Hotel Saro direkt am Strand ist recht gut. Wir haben einen Salzburger getroffen, der hier für eine kanadische Mine arbeitet.“ (Zitate nach Pichler 2006: 109 – 110; teilweise redaktionell geringfügig bearbeitet). Von Bahia Kino machten wir einen Abstecher auf die Insel Tiburon und suchten dort Pflanzen aus der Echinocereus reichenbachii-Verwandtschaft. Resultat null. Angeblich wachsen die Pflanzen auf der nordwestlichen Seite (?) der Insel. Auf der Überfahrt zur Insel verlangten die Indios einen Aufpreis; ansonsten würden sie die Fahrt abbrechen. Wir bezahlten! „700 Pesos, 45 Minuten unruhige, sehr anstrengende Überfahrt, dort nur Ferocactus acanthodes var. tiburiensis und Mammillaria insularis gesehen, ansonsten ist der Teil der Insel nur wenig bewachsen.“ Die Insel ist Naturschutzgebiet und wird bewacht. Die armen Wächter. Sie werden nach einer Woche abgelöst. Das Foto der Wachstation sagt alles: Serveso? Entrada? Si! „Wir sind sehr weit, bis zur Mittelrippe gelaufen, um auf der anderen Seite hinunterzusehen. Es sah aber nicht interessant aus.“ Also zurück nach Bahia Kino und am nächsten Tag fuhren wir über Desemboque nach Puerto Libertad. In Desemboque gibt es ein elendes Indioreservat für Seri-Indianer. Die wurden dort in einfachste Blechcontainer neben dem Wasser angesiedelt. Die Frauen sahen unseren Wagen und stürmten auf uns zu, um ihre Muschelketten zu verkaufen. Es entwickelte sich bald ein Wirbel, sodass wir trachteten wegzukommen. „Auf der langen Strecke haben wir überhaupt keine Echinocereen gesehen, obwohl hier bereits der weißblütige fendleri sein soll.“ In Puerto Libertad kleines Hotel mit Walfischknochen; „… morgens laut. Das Meer war hier bereits recht kühl.“ 19. Fahrtag: von Puerto Libertad nach Caborca. „150 km Sandstraße mit endloser Fahrt.” Wir waren 1998 ohne Satellitennavigation unterwegs, wodurch es nicht möglich war, in dieser endlosen und teilweise straßenlosen Gegend einen genauen Standort anzugeben. Auf der Straßenkarte „Atlas de Carreteras“ ist ja eine Straße eingezeichnet, aber einmal bei den vielen unbezeichneten Kreuzungen falsch ausfahren und du bist in der Pampa. Irgendwo auf halber Strecke hatte Günther keine Geduld mehr und stieg auf das Dach unseres VW-Busses. Von dort blickte er in die Runde und behauptete, das Meer zu sehen. `Kapitän Cook΄ auf dem Aussichtsmast! Nach viel Gelächter unsererseits kam er wieder herunter und meinte `es wäre doch nur vielleicht die Horizontlinie gewesen΄. Nach Gefühl und Kompass fuhren wir dann nach Westen (!!) weiter und kamen doch noch in Caborca an. Erst nach dem ersten Drittel der Strecke kamen die Kakteen. Die abgebildeten Pflanzen, E. nicholii mit grünen Knospen und E. cf. fendleri brauche ich zur Unterscheidung ja nicht zu erklären. Ich meine, die ganzen „fendleri“ dort haben lichte Blüten, wenn sie auch zum Zeitpunkt unserer Fahrt großteils nicht offen waren. „PG 459: 36 km nach P. Libertad Bergdurchfahrt Felshügel: 1. E. fendleri var. albiflorus, 2. E. pseudopectinatus kleine Einzelpflanzen.“ Mein Höhepunkt war aber der Fund einer Pflanze, über die schon Professor K. Schreier in seinen Reiseberichten aus dieser Gegend geschrieben hat. Es ist natürlich nicht E. pseudopectinatus, sondern eine Miniausgabe von E. scopulorum. Schlanke Pflanzen Durchmesser ca. 2 bis3 cm und ca. 8 cm hoch. Vollkommen weiß bedornt. Ich sah außer an diesem Standort keine Pflanzen dieser Gestalt. Leider haben wir nur die Fotos ohne Blüten. „PG 460: Straßenkilometer 40 vor Caborca; E. fendleri und nicholii zusammen. Hier gibt es viele große Gruppen vom nicholii. Der ist aber recht variabel, Übergänge waren hier nicht zu sehen, was ja immer schwierig ist. 1. E. fendleri var. albiflorus, 2. E. nicholii 3. Ferocactus emory.” Zum Abschluss präsentiere ich ein Pflanzenfoto aus dieser Region, das mich sehr nachdenklich macht: Da soll es keine Hybriden geben? Quellen: Pichler, G. (2006): Feldnummernliste. Ausgabe Februar 2006. Hamburg, 142 Seiten. [in jüngerer Version im Internet z.B. http://www.kakteen-niess. at/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=151:reise-11-mexico-28-februar-bis-29-maerz-1998&catid=44:reiseberichte&Itemid=72 ] R. Poßnitz Kepplergasse 12 A-8160 Weiz/Österreich