Synchronisiertes Blühverhalten: eine Kakteensuche mit Überraschungen Wolfgang Reichel Ein von mir als besonders wichtig eingestufter Punkt meiner Frühjahrsreise 2014 nach Texas war Echinocactus texensis in Blüte zu sehen. Ich kannte aus früheren Reisen einige zugängliche Stellen mit Vorkommen dieser Art. Die zu erwartende Blütezeit schätzte ich anhand der Angaben in der einschlägigen Literatur ab (KONINGS 2009, POWELL & WEEDIN 2004). Wir kamen in der entsprechenden Gegend Mitte März vorbei und stellten fest, zwei Wochen werden die Blüten wohl noch brauchen. Also am Ende der Reise sollten wir noch einmal herkommen. Anfang April, als wir wieder vor Ort waren, hatten wir mit dem Wetter Pech. Früh am Morgen lag dichter Nebel über der Wüste. Wo gibt es denn so etwas! Trotzdem fuhren wir zu den Pflanzen und konnten immerhin Blüten sehen, allerdings waren sie geschlossen. Wir suchten das Gelände weiter ab, was sollten wir sonst machen. Plötzlich standen da in größeren Mengen andere Pflanzen, viele mit auch geschlossenen Blüten. Nach kurzem Überlegen fiel mir ein, dass ich schon gelesen hatte, hier in dieser Gegend stünden Echinocereus pectinatus subsp. wenigeri. Welch ein Glücksfund und dann noch mit Blüten. Es wurde nur noch Sonnenschein gebraucht, um die Glücksgefühle auf einen weiteren Höhepunkt zu bringen. Was blieb uns weiter übrig, als zu warten, ob der Nachmittag noch mit Sonnenschein das Wetter normalisiert. Wir fuhren die vielen Meilen zurück nach Del Rio, kauften ein, gönnten uns ein Mittagessen. Die Geduld wurde belohnt. Um die Mittagszeit kam langsam die Sonne heraus. Also jetzt schnell zurück zu den Kakteen. Auf der Fahrt dorthin fiel mir eine rot leuchtende Stelle am Straßenrand auf. Ich teilte dies meiner Mitfahrerin mit. Sie hatte diese aber nicht wahrgenommen. Endlich am Ziel angekommen widmeten wir uns zuerst den Echinocactus texensis. Sie hatten ihre Blüten geöffnet. Es war einfach herrlich. Weit weg hinter dem Zaun leuchteten uns in unbeschreiblicher Fülle die roten Blütenpunkte entgegen. Mit dem Teleobjektiv konnte ich viele recht passabel fotografieren. Nachdem wir uns satt gesehen hatten, liefen wir zu den Echinocereen. Die Enttäuschung ist kaum mit Worten zu beschreiben, sie standen genau wie vormittags mit geschlossenen oder kaum geöffneten Blüten da. Die verzweifelte Suche brachte lediglich eine weitere sehr schön blühende Pflanze des Echinocactus texensis zum Vorschein, die am Vormittag übersehen wurde. Auf der Rückfahrt nach Del Rio fanden wir zum Glück die von mir auf der Hinfahrt gesehene Stelle wieder. Nachdem wir den kleinen Hügel erklommen hatten, fanden wir auch hier zahlreiche Echinocereus pectinatus subsp. wenigeri mit Blüten, die, wie sollte es anders sein, geschlossen waren. Wo war die leuchtende Stelle? Nach kurzer Suche konnten wir sie an der Abbruchkante ausmachen. Die Freude nahm kaum ein Ende: Echincereus pectinatus subsp. wenigeri blüht doch! Damit kam der Tag noch zu einem versöhnlichen Ende. Literatur: KONINGS, G. & A. (2009): Cacti of Texas in their natural habitat POWELL, A. M., WEEDIN, J. F. (2004): Cacti of the trans-pecos & adjacent areas Wolfgang Reichel Rotkehlchenweg 16 09224 Mittelbach E-Mail: reichelw@gmx.de