Die Übersetzung: „Echinocereus lindsayi Meyrán“ Original publiziert in Kaktusy 26(1): 26–27, 1990. Dr. Jan Řiha [Übersetzer: D. Jäger & M. Lange] Unseren Züchtern haben wir diese Pflanze 1977 (ŘIHA in Kaktusy 13: 82–84) vorgestellt, das war ungefähr drei Jahre nach der Entdeckung (vgl. MEYRÁN in Cactaceas y Succulentas Mexicanas 20: 80, 1975). Auf dem dortigen Foto wurde die Pflanze gezeigt, welche als Erste nach Europa gelangte. Bis jetzt lebt sie noch in der Sammlung von Dipl.-Ing. Michael Haude in der damaligen DDR. Sie blühte und gehört zu den schönsten Schmuckstücken und über die Jahre hat sie auch Nachkommen produziert. Echinocereus lindsayi ist eine besondere Pflanze und darum erscheint sie wieder auf unseren Seiten. Seitdem sie entdeckt wurde, ist bekannt, dass es sich um eine wild bedornte Art handelt und dass sie wahrscheinlich die schönste Art dieser Gattung ist. Sie gehört zu den schönsten Kakteen überhaupt und hat eine besondere Geschichte. Sie wurde in den CITES Anhang 1 des Washingtoner Artenschutzabkommens eingegliedert. Das hat bis heute seine Gültigkeit. Auf dem ehemaligen Standort wurde sie abgesammelt. Aber zum Glück wurde ein weiterer Standort gefunden, wo sie noch selten vorkommt. Das ist in einer trockenen Wüste, wo andere Pflanzen nur ausnahmsweise vorkommen. Ich kann mich erinnern, dass es ein wunderbares Gefühl war, als ich das erste Mal dieses seltene Original in den Händen hielt, welches von Dr. Lindsay und den Eheleuten Gay gesammelt wurden war; sie haben dann dieses Exemplar in einer großen Schachtel zu mir geschickt. Die Pflanze war 10 cm breit und hoch und hatte 10 cm lange prachtvolle Dornen. Damit ist sie stärker bedornt als eine sehr ähnlich aussehende Art aus Chile, an welche sie uns erinnert. Es war also eine Kugel von 30 cm Größe, die für jeden Kakteenfreund attraktiv war und stellte einen ungeheuren Wert dar, den man in keiner Währung ausdrücken konnte. Da es sich um eine Kakteenart am Rande der Ausrottung handelt, war es wichtig um jeden Preis zu versuchen, sie zu erhalten. Der Ehrgeiz des Besitzers muss in solchen Fällen vom Normalen abrücken, denn es ist notwendig, die Verantwortung den Züchtern zu übertragen, welche die größte Erfahrung und die besten Möglichkeiten dazu haben. Darum habe ich diesen E. lindsayi, das einzige Exemplar seiner Art, damals nach Jänkendorf in die DDR gebracht und Michael Haude hat ihn veredelt auf einen hohen und starken Cereus peruvianus. Ich fuhr mehrmals im Jahr nach Jänkendorf, um zu verfolgen, wie sich die Pflanze entwickelt, wächst und dicker wird und wie sie wieder 10 cm lange Dornen bildet. Niemand konnte damals wissen, ob es nicht die letzte Pflanze bei uns ist. Zum Glück haben Freunde aus Mexiko einen weiteren Standort gefunden und es kamen weitere Pflanzen in Umlauf. Herr Beisel aus der BRD hatte eine ganze Gruppe von diesen Pflanzen importiert und diese haben auch geblüht und in den großen Aufzuchtanlagen auf den Kanarischen Inseln die ersten Samen angesetzt. So kam auch nach Jänkendorf weiteres Material; es waren mehrere Exemplare, sie blühten auch und brachten Früchte und Samen. Es musste aber immer noch alles veredelt werden. Jeder Ableger hatte einen kolossalen Wert. Man wusste aber, dass wir das Ziel erreicht hatten. Es drohte keine totale Ausrottung mehr. Selbstverständlich waren wir nicht die Einzigen. Auch nach Kalifornien kamen mehrere Pflanzen. Abbey Gardens unterder Leitung von Glass & Foster bekamen auch Pflanzen und produzierten Samen. Und das Gleiche gelang Hrn. Beisel und weiteren Hobby-Kakteengärtnern in der Umgebung von Dr. Lindsay und Familie Gay. Im Jahr 1981 sah ich blühende Pflanzen im Botanischen Garten von Mexiko und Herr Šubík kann bezeugen, dass ich darum gebeten hatte die Blüten zu bestäuben, um Samen zu bekommen. Leider ist es nicht soweit gekommen. In dem Land, in dem dieser Kaktus zu Hause ist, wurde für die Erhaltung des schönsten und seltensten Echinocereus nichts unternommen… Ich muss noch weiteren Personen gedenken, die von dieser Seltenheit E. lindsayi wussten und die versucht haben mir zu helfen. Ing. Busek aus München hat mir Samen überlassen, die er aus Kalifornien hatte. Das war eigentlich der Anfang dafür, dass dieser interessante Kaktus für jedermann zugänglich werden konnte. Bis dahin war das eine Spezialität nur für botanische Gärten oder die allergrößten Spezialisten. Die Aussaat einer großen Menge Samen ermöglichte nun Sämlingsveredlung auf Pereskiopsis und wir waren nun auch fähig eine bestimmte Auslese vorzunehmen, d.h. wir konnten ungesunde, schwache Exemplare aussondern und die Exemplare mit den stärksten und längsten Dornen intensiv vermehren. In der Mitte der 1980er-Jahre haben auch bei uns Kakteenfreunde den E. lindsayi auf hohe und starke Unterlagen veredelt und wir sahen auch die ersten Blüten. Ich muss auch zugeben, dass ich in meiner Sammlung diese Ergebnisse erst später erzielte. Man kann trotzdem sagen, dass Geduld Erfolg hat und das zeigt auch die Abbildung einer aus Samen gezogenen Pflanze aus der Sammlung M. Boumy, der auch das Foto gemacht hat. Und so kann man also diese Geschichte vom seltensten Kaktus aus Mexiko abschließen. Heute findet man ihn auf dem europäischen und amerikanischen Markt und die Ausrottung bedroht ihn nicht mehr. Diese Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, dass die Liebhaber von Sukkulenten zusammenarbeiten, wenn man solche seltenen Pflanzen erhalten will. Man muss sich selber darum bemühen, denn niemand wird dabei helfen. Es wäre auch möglich, dass ein ähnliches Schicksal anderen Arten droht und es wäre für mich eine Freude, in ähnlichen Fällen zu helfen. Es ist mir klar, dass ich auf den vorausgehenden Seiten viele Superlative und starke Worte geäußert habe. Ich muss mich dafür entschuldigen. Im Zusammenhang mit E. lindsayi geht es aber nicht anders. Ich möchte noch ergänzen, dass N.P. Taylor den E. lindsayi als Varietät zu E. ferreirianus eingegliedert hat. Ansonsten ist meine Empfehlung, dass, wer sich dafür näher interessiert, die Erfahrungen der Züchter in der Ausgabe des Aztekia 8 von 1985 nachlesen kann, auch die taxonomische Behandlung durch N. P. Taylor. [Als Übersetzung publiziert mit freundlicher Genehmigung durch den Autor vom Oktober 2014.]